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Durchstich durch die Frische Nehrung hat begonnen

Frische Nehrung

Die Frische Nehrung ist eine schmale Landzunge (Nehrung) von ca. 70 km Länge und einigen hundert Metern Breite (größte Breite 1,8 km). Sie verläuft in nordöstlicher Richtung und trennt das Frische Haff von der offenen Ostsee ab. Quer über die Frische Nehrung verläuft der nördlichste Teil der Landgrenze Polens zu Russland. Um in den kleinen Hafen der Stadt Elblag einzufahren, muss russisches Hoheitsgebiet durchfahren werden. Da der Weg durch russische Gewässer (Pillauer Seetief) immer wieder behindert wird, hat sich die polnische Regierung dafür entschieden, einen Kanal durch die Frische Nehrung zu bauen.

Vor dem ersten Weltkrieg erlebte Elbing eine Blütezeit. Danzig besteuerte damals die Handelsmarine mit hohen Abgaben. Die preußische Verwaltung erhob viel niedrigere Abgaben, was den Seehandel durch Elbing stärkte. Heute führt der Hafen von Elbing dagegen ein Schattendasein. Seine Kapazität wird nicht einmal in zwanzig Prozent genutzt, deshalb verspricht sich man durch den Bau des Kanals einen wirtschaftlichen Impuls für die verarmte Stadt. Der Durchstich der Frischen Nehrung könnte auch die Nutzung der Ostsee durch die Schiffe aller Staaten vereinfachen.

Das Projekt wird jedoch auch kritisch gesehen. Bereits die Entsorgung der ausgebaggerten Erde könnte ein Problem darstellen, da diese möglicherweise Nistplätze von Wasservögeln beschädigen könnte. Es wurden auch Stimmen laut, dass die kommerzielle Schifffahrt eine Gefahr für die Fischerei im Frischen Haff darstellt, die derzeit für die lokalen Einwohner sehr wichtig ist.

Angebote zum Durchstich der Frischen Nehrung haben sieben Unternehmen eingereicht. Sie sprengten den Kostenrahmen von insgesamt 205 Millionen Euro, denn die Baupreise sind inzwischen deutlich gestiegen. Den Zuschlag bekam ein belgisch-polnisches Konsortium, das mit den Firmen NDI SA und NDI sp.z o.o. zusammenarbeiten soll. Am 18. Oktober wurde bekanntgegeben, dass das polnische Meeresamt in Gdingen das Gelände dem Auftragnehmer übergeben hat. Die erste Phase der Bauarbeiten kann damit beginnen.

Quellen:

money.pl, wnp.pl, Germany Trade & Invest, mdr.de