Industrie 4.0, Digitalisierung, Vormarsch der künstlichen Intelligenz und die damit verbundene Angst arbeitslos zu werden, sind in aller Munde. Es wird ständig über die digitale Revolution berichtet. Aber welchen Einfluss haben diese Prozesse auf unser tägliches Leben und ob sie auch die Übersetzungsbranche betreffen? Dieser Beitrag liefert einen Überblick.
Im Bereich der maschinellen Übersetzungen wird schon seit vielen Jahren geforscht. Derzeit ist man von den Möglichkeiten der künstlichen, neuronalen Netze begeistert, die seit dem Jahr 2016 für Übersetzungsprogramme eingesetzt werden (wie z.B. bei Google Übersetzer). Wie das IT-Portal golem.de mitgeteilt hat, behaupten die Forscher von Microsoft Research, das von ihnen entwickelte Übersetzungssystem sei so gut wie ein Mensch. Die Nachricht ging um die Welt: eine Künstliche Intelligenz konnte Artikel aus dem Chinesischen ebenso gut wie ein Mensch ins Englische übersetzen. Die Forscher setzten verschiedene Verfahren ein, um die Übersetzungsqualität des Übersetzungssystems zu verbessern. Der Effekt hat sogar sie selbst überrascht. Die Experten, die menschliche und maschinelle Übersetzungen verglichen, schrieben, das System habe eine sehr gute Übersetzung abgeliefert, die von einem Menschen stammen könnte.
Hier stellt sich die Frage, woran man eigentlich eine gute Übersetzung erkennt? Die Übersetzungseffizienz wird von zwei wichtigen Faktoren bestimmt: Schnelligkeit und Qualität. Es ist immer ein Balanceakt, schnell eine qualitativ hochwertige Übersetzung zu liefern. Bei der Schnelligkeit punkten die Maschinen. Sie können tausende Wörter pro Minute übersetzen. Die große Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen. Die alltägliche Praxis hat dies aber längst erkannt. Die klassische, manuelle Übersetzung also die Übertragung eines Textes in eine andere Sprache mithilfe eines Wörterbuches ist fast ausgestorben. Seit über zwanzig Jahren werden Programme zur computerunterstützten Übersetzung, die sogenannten CAT-Tools verwendet. Das Ergebnis sind: bessere Textkonsistenz, verkürzte Lieferzeiten, Kostenreduzierung.
Zweifelsfrei werden in den nächsten Jahren die Übersetzungsprogramme immer besser. Trotzdem werden gute Übersetzer immer noch gefragt sein. Der Mensch hat einen gewaltigen Vorteil: bei einer maschinellen Übersetzung kann gar keine Rede von einem Verständnis sein. Die menschliche Kommunikation beschränkt sich nicht allein auf sprachliche Zeichen. Im geschriebenen Text werden häufig Botschaften transportiert, die man auf den ersten Blick nicht erkennt. Ein Text der von einer Maschine übersetzt wurde, fällt auf kontextueller, rhetorischer und emotionaler Ebene eher bescheiden aus. Bei den bisherigen Erfolgen handelte es sich vor allem um Gebrauchstexte. Von den Maschinen eine perfekte Übersetzung von literarischen Texten zu erwarten ist eine Illusion und gleichzeitig eine Zumutung an den Leser.