Heute nehmen wir uns ein sehr spezielles Thema vor. Die polnische Werftindustrie war sehr lange ein heikles Thema in Polen. Stets von der polnischen Regierung subventioniert, aber trotzdem nicht wettbewerbsfähig, das fünfte Rad am Wagen. Nach der Schließung der größten Werften in Danzig und Stettin im Jahr 2009 dienten die Betriebe anderen Industriezweigen. Man hat versucht, sich an die neue marktwirtschaftliche Realität anzupassen.
In den letzten Jahren setzte jedoch eine Trendwende an. Am deutlichsten sieht man es, wenn man sich die Zahl der gebauten Schiffe anschaut. Den neusten Angaben des Hauptstatistikamtes zufolge wurden 2016 zwölf Schiffe vom Stapel gelassen. Im Vergleich zu 2015 bedeutet es eine erhebliche Steigerung.
Man muss dabei berücksichtigen, dass die polnische Werftindustrie sich völlig neu aufstellen muss. Es werden vor allem Fähren gebaut und andere, kleinere Schiffe. In einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender hat Morawiecki, der polnische Premierminister, vor kurzem klar gesagt, es werde keine Werftindustrie wie vor 20 oder 40 Jahren geben. Die Konkurrenz aus Fernost sei zu groß. Heute produziere man fast 90% aller Containerschiffe und Tanker in drei Ländern: in China, Japan und Korea. Polnische Werftindustrie muss sich neu erfinden und die verlorene Zeit nachholen.
Die neue Ausrichtung der polnischen Werftindustrie ist bereits erkennbar. Es wird mehr, aber dafür kleiner gebaut. Dies belegt auch die untenstehende Chart „Vom Stapel gelassene Schiffe (GT 100 und mehr)“. Weiter so!
Quelle: GUS, Gospodarka morska w Polsce w latach 2015 i 2016 [Meereswirtschaft in Polen in Jahren 2015 und 2016]